Wüsten-Tage

EXERZITIEN - Was ist das?

Die GCL pflegt die Spiritualität, die Ignatius von Loyola (1491-1556), der Gründer des Jesuitenordens, in seiner Hauptschrift, dem sog. Exerzitienbuch grundgelegt hat. Exerzitien heißen übersetzt schlicht und einfach "Übungen".
Worin bestehen diese?

Geübt wird, in der Stille sich hineinzuvertiefen in der Regel in einen Bibeltext, vorwiegend aus dem Leben Jesu, ihn sozusagen mit allen Sinnen, inneren und äußeren, zu betrachten, zu hören, zu verkosten, ihn in Bezug zum eigenen Leben zu bringen. Es geht dabei um die Betrachtung des eigenen Lebensweges, der Herkunft und der persönlichen Weiterenwicklung in Konfrontation mit den Geschichten der Bibel und den in ihr handelnden Personen, insbesondere natürlich der Person Jesu, der in Wort und Tat als der eigentliche spirituelle Meister erfahren wird.
Auch Übungen, wie solche zur Schärfung der Sinne und leibliche Übungen, die helfen, zur Ruhe zu kommen und kreative Betätigungen, welche die eigene Seelenlage ausdrücken, haben einen wichtigen Platz.

Exerzitien sind ein individuell begleiteter fortschreitender Prozess. Mithilfe der Begleiterin oder des Begleiter durch die Exerzitien findet der oder die Exerzitant/in heraus, wo er oder sie konkret steht und was auf diesem Abschnitt des Exerzitienweges dran ist.

1. Am Anfang steht eine solide Grundlegung: die Erfahrung des eigenen Wertes, das befreiende Bewusstsein, ein besonderer "Gedanke" zu sein, der mir von Gott zugedacht ist, und die Erfahrung: "Ich bin da, ich stehe zu dir." als eine befreiende Zusage. Auch meine Schwächen dürfen sein. Sie können wertvoll sich erweisen. Auch Unzulänglichkeiten gereichen "zur größeren Ehre Gottes" (ein ur-ignatianischer Begriff). Ich bin also grundsätzlich bejaht, so bejahe ich mich selber. So darf ich mich einbringen in die Gemeinschaft, wie ich bin und mich auch zu-Mut-en, was heißt, Mut, ich selber zu sein. (Warum wird das hier so "ausgewalzt"?)
Diese Grundlegung ist immer wieder wichtig; sie steht nicht nur einmalig am Anfang des Weges, sondern am Anfang jedes Exerzitienabschnittes, gerade, wenn ich "geschlaucht" aus dem Alltag mich aufmache in die Stille.
2. Ist dieses grundgelegt...was kommt dann? - Wenn ich mich so der Stille aussetze, dringen naturgemäß auch meine Verletzungen ins Bewusstsein, erlittene und zugefügte, meine dunklen Seiten, all das, was ich oft hinter einer Fassade verberge, auch was ich nicht gerne anschaue, weil es weh tut. Ich erlebe schmerzhaft meine Grenzen. Aber gerade da hindurch darf ich die Bejahung von Gott erfahren, was ich dann als einen befreienden, heilenden Wachstumsprozess durchlebe.
In dieser Exerzitienphase steht die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Unheils in der Welt und auch in meinem Leben ins Haus.
3. Im dritten Teil geht es, grob gesagt, um die Erlangung der Liebe, ja, auch gerade durch das Erschrecken über meine eigene Unfähigkeit zu lieben. Diese Phase steht im Zeichen der Konfrontation mit dem leidenden Christus und dem Erlebnis der inneren Teilhabe an seinem Leiden.
4. Der vierte Teil des Prozesses ist gekennzeichnet durch die Entwicklung klarerer Lebensperspektiven. Entscheidungsprozesse werden akut. Es entsteht eine Lebensdynamik, die im Zeichen österlicher Erfahrung steht, im Zeichen der Freude auf einer tiefergehenden Ebene: geliebt und zur Liebe befähigt zu sein. GCL'ler sprechen von der Erfahrung, gesandt zu sein, von "Sendung". Dies meint nicht falsch verstandenes Sendungs- oder Elitebewusstsein, sondern die Erfahrung: "Ich weiß jetzt besser, was meine Aufgaben sind, erkenne klarer die Herausforderungen, die mein Alltag mir stellt und habe darüber hinaus auch noch Platz übrig für vielfältige Übernahme von Verantwortung.

5. Das alles passiert nicht gradlinig - wie könnte das Leben so sein - sondern vollzieht sich eher in einer spiralförmigen Entwicklung (Spirale im GCL-Logo); die beschriebenen Phasen durchdringen einander immer wieder.

Ein Hinweis zuletzt: Ein gestuftes Angebot erleichtert den Einstieg in Exerzitienerfahrungen. Es braucht Einübung, Stille auszuhalten und noch dazu: mich selbst in der Stille auszuhalten und nicht versucht zu sein, alles Mögliche mitzunehmen, um mich zu beschäftigen, denn selbst noch so fromme Sachen zu lesen ist dann nicht dienlich.
Gestufte Angebote helfen herauszufinden, ob diese Spiritualität etwas für mich ist.

Schauen Sie nach unter www.gcl.de